17. Sonntag im Jahreskreis:   
Unser täglich Brot    

"Möchten Sie das Brot geschnitten haben?" – wird man gefragt, wenn man Brot kaufen geht. Außer vielleicht es steht schon abgepackt und geschnitten im Supermarktregal.
In ländlichen Gegenden kennen die Älteren noch den Brauch, daß die Bauern dem Bäcker ihr Brot mit Getreide bezahlten. Und in kleineren Dörfern gar, gab es das gemeinsame Backhaus, in dem die Familien selbst ihr Brot buken.
Dieser direkte, natürliche Zugang zum Brot ist uns lange schon verloren gegangen.
Wenn deshalb heute die Mutter vor dem Anschneiden des Brotes fragen würde: "Möchtet Ihr Euer Brot gesegnet haben?" würden nicht wenige sie erstaunt anschauen.
Gesegnetes Brot? Was soll das denn sein? Gesegneten Appetit wünscht man sich doch auch nicht mehr.
Gesegnet ist jenes Brot, das ich nicht für selbstverständlich nehme, das ich als Geschenk annehme, auch wenn ich dafür gearbeitet oder bezahlt habe. Gesegnet ist jenes Brot, das ich esse in dem klaren Wissen darum, daß genau solch ein Bissen Brot für unzählige Menschen auf der Welt nicht selbstverständlich ist oder ihnen gar fehlt.
Gesegnetes Brot will kein schlechtes Gewissen schaffen, aber es schenkt das Wissen um das Geschenk des Brotes.

 


(C) 2003 Heribert Ester