5. Fastensonntag:   
UN-Ordnung
    

Auf jeder Zigarettenschachtel steht seit Jahren die Warnung: "Rauchen gefährdet Ihre Gesundheit!" Und doch ist die Zahl der Raucher durch diesen Warnhinweis im Grunde nicht zurück gegangen. Daß Krieg die Gesundheit der Beteiligten nicht nur gefährdet, sondern sogar Menschenleben und Lebensgrundlagen zerstört, diese Tatsache ist seit Jahrtausenden immer wieder erfahrbar gewesen, und trotzdem ließen sich Könige, Diktatoren und auch frei gewählte Volksvertreter nicht davon abbringen, gegen andere in den Krieg zu ziehen oder politische Gegner durch Attentate umzubringen. Krieg gefährdet unsere Gesundheit, nicht erst dann, wenn Saddam Hussein seinen Soldaten befehlen sollte, seine alten Bestände und nie vernichteten Chemie- und Biowaffen doch noch einzusetzen.
Die Welt ist in Unordnung geraten, aus der Sicht des Lobbyisten George W. Bush durch den Diktator im Irak, der jahrelang die Welt an der Nase herumgeführt hat, und aus Sicht der Friedensdemonstranten durch den amerikanischen Präsidenten und den britischen Premierminister, die durch ihren Alleingang die UN-Ordnung, die bisher geltenden Regeln der UNO, ignoriert haben. Die Betroffenheit allerdings, die viele Friedensdemonstranten zum Ausdruck bringen, verstehe ich nur bedingt. Wir in Deutschland sind doch nicht wirklich betroffen. Betroffen sind die Familien der Soldaten und die Menschen im Irak. Betroffen sind Hussein und Bush. Sie haben entschieden.
Ich denke, die Menschen in Europa sollten ein bißchen weniger "betroffen" sein, als sich "bewußt" sein, wo sie selbst in ihrem Umfeld Unfrieden schaffen. Ja, vielleicht sogar sollten sie weniger um Frieden beten, als sich fragen, ob Gott sich überhaupt in ihrer Gesellschaft wohl fühlen kann. Ein etwas überspitztes Wort – ich weiß!

 


(C) 2003 Heribert Ester