27. Sonntag im Jahreskreis:   
Ground Zero    

"Ground Zero" nennen die New Yorker das Trümmerfeld des World Trade Centre’s. "Ground Zero", das ist eigentlich das Stockwerk Null. Das ist unten, da, wo es nicht tiefer gehen kann.
Der Ausdruck "Am Boden zerstört" bekommt hier eine neue, nachvollziehbare Dichte. Das Leid ist hier verdichtet in den Tonnen und Abertonnen von Stahl, Papier, Zement, Glas, Holz, Plastik und den Überresten der dahingemordeten Tausenden von Menschen.
So unvorstellbar der Haß ist, der die Terroristen des 11. September zu ihrer Tat trieb, so unvorstellbar ist die Qual der Männer und Frauen, die in den Trümmern, die sie wegräumen müssen, immer wieder Körperteile von Menschen finden, die einstmals Väter, Mütter, Schwestern, Brüder, Söhne und Töchter waren. Für sie wird es am schwersten sein, zur Tagesordnung zurückzukehren, wie es uns mittlerweile längst schon wieder gelungen scheint.
"Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir...!" Vom "Ground Zero" schreien die Toten zum Himmel, von dort, wo nicht einmal mehr ein Funken Hoffnung besteht.
Aber da, wo es nicht tiefer gehen kann, dorthin ist unser Gott gegangen. Er ist hinabgestiegen in das Reich des Todes, zum "Ground Zero" aller menschlichen Hoffnung. Möge er sich nun denen zeigen, deren trauriger Alltag sonst nur noch Tod und Verwesung wäre.


 


(C) 2001 Heribert Ester