23. Sonntag im Jahreskreis:   
Kreuz    

"Pech gehabt!" – "Glück gehabt!", aber: "Kreuz gehabt!"....? Es stimmt: diese Redewendung gibt es nicht.
Die Kirche feiert am 14. September das Fest der Kreuzerhöhung; in Nieheim immer noch mit einer Kreuzwegandacht an den Stationen des Kapellenbergs. Das Fest erinnert an die Auffindung des Kreuzes Jesu durch die Kaiserin Hellena. Über die Einzelheiten weiß man nichts mehr. Wie sollte man auch, ist doch diese Legende erst im 6. Jahrhundert entstanden, und waren doch seit der Kreuzigung Jesu und der Suche nach dem Kreuz immerhin schon 300 Jahre vergangen. Hinzu kommt, daß zur Zeit Jesu Kreuzigungen in Jerusalem an der Tagesordnung waren. Und für die Römer war die Hinrichtung dieses Wanderpredigers nur eine unter vielen. Ob nun das Holz, an dem Jesus gestorben ist, die Zeiten überdauert hat, ist doch eigentlich zweitrangig. Interessanter ist vielmehr, daß es jemanden gegeben hat, die nach dem Kreuz gesucht haben soll. Das Wunder der Liebe Gottes geschieht nicht durch das Kreuz sondern am Kreuz, und es geschieht an mir nicht, dadurch daß ich zufällig einen Splitter von diesem Kreuz besäße, sondern durch den Glauben, daß ich diesen Splitter nicht brauche, um die Liebe Gottes zu erfahren. Dann finde ich die Kreuze in meinem Leben erhellt im Lichte des Kreuzes Jesu, dann habe ich mit all dem Glück und Pech meines Lebens "Kreuz gehabt", das Kreuz Jesu gefunden.
So will auch ich suchen nach dem Kreuz Jesu, aber nicht an irgend einem Ort sondern in meinem Herzen und in den Herzen derer, mit denen ich das Leben teilen darf.


(C) 2001 Heribert Ester