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Ein klares Wort im "Christ in der Gegenwart"

Reform tut not!

Nach dem Unheil mit den Lefebvre-Bischöfen hilft es nicht, niederrangige Schuldige zu suchen. Papst Benedikt XVI. ist verantwortlich. Der hartnäckige Widerstand jener Leute gegen das Zweite Vatikanische Konzil wie gegen jedwede Reform war bekannt. Die triumphalistisch-höhnischen Reaktionen der Traditionalisten-Medien, wir hätten uns als Schismatiker zu ihnen zu bekehren, bestätigen das. Gerade die engagiertesten Gläubigen sind entsetzt und zornig, weil sie sich die erkämpften Konzils-Errungenschaften nicht durch restaurative Einbettung enteignen lassen wollen. Seit langem ist erkennbar, wie Schritt für Schritt diese Linie verfolgt wird, von der einseitigen Auslegung des Ökumenismusdekrets und der dogmatischen Konstitution über die Kirche im verheerenden Dokument ,,Dominus Jesus" über die Aufwertung der Tridentinischen Liturgie bis hin zu der ,,neuen" Kleider- und Accessoire-Ordnung von Benedikt XVI., der Insignien antimodernistischer Päpste wieder benutzt.

Entgegen der steten Rhetorik von der Kollegialität der Bischöfe werden diese in wichtige Weichenstellungen nicht einbezogen. Ein theologisch-lehr-amtlicher Status der Bischofskonferenzen wird vom Vatikan bestritten. Das Gremium ist zur Verwaltungsinstanz degradiert. Warum bekunden unsere Bischöfe - abgesehen von Einzelnen - nicht deutlicher Widerspruch, miteinander? Man betont doch ständig, dass der Bischof in seinem Hirtenamt kein bloßer Befehlsempfänger ist, sondern dass er eigene apostolische Vollmacht hat, in Gemeinschaft mit den anderen Nachfolgern der Apostel, mit dem Papst. Die Grenzen der Rückinterpretation des letzten Konzils sind eindeutig überschritten! Es gibt eine Pflicht des Leitungsamts, den Glaubenssinn des Volkes Gottes und den Konsens der Glaubenden auch gegenüber dem Papst zu vertreten.

Denn das ist der eigentliche religiöse Skandal: dass die Interessen winziger sektiererischer Gruppen großzügig und erstaunlich rasch bedient werden, während die Reformanliegen, die zum Seelenheil der riesigen Mehrheit der Gläubigen schon seit Jahrzehnten auf Synoden gefordert wurden, von Rom ignoriert oder blockiert werden. Unsere Bischöfe sollen diese Dinge endlich entschieden auf den universal-kirchlichen Tisch bringen und nicht länger abwarten und zusehen, wie uns die Glaubensnot überrollt. Denn die eigentlichen verlorenen Schafe sind nicht die 0,Promille-Anteile der Lefebvrianer, sondern die neunzig Prozent Katholiken, die so gut wie nicht mehr zur sonntäglichen eucharistischen Feier der Auferstehung, zum Kirchesein Kontakt halten und finden. Das Ziel sind Lösungen auf Weltebene. Es ist auch die Hirtenpflicht der Bischofskonferenzen, aufzuwachen und nicht mehr nur Vieraugengespräche zu suchen. Reform tut not, dringend!

GIG 7/2009.73

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